„Gewalt gegen Frauen sind keine Beziehungstaten, sondern Ausdruck von toxischer Männlichkeit“ 22. November 2023 A woman's hands in front of her face. Es gibt Frauen, für die ist ihr Zuhause der gefährlichste Ort der Welt. In keinem anderen Lebensbereich werden Frauen so oft beleidigt, bedroht, geschlagen und sogar getötet. Jede dritte Frau ist in ihrem Leben mindestens einmal von körperlicher oder sexualisierter Gewalt betroffen. Häufig innerhalb der Familie und in rund 65 Prozent der Fälle durch Partnerschaftsgewalt. In Niedersachsen ist die Zahl von Häuslicher Gewalt laut dem Bundeslagebild 2022 im vergangenen Jahr um 11 Prozent gestiegen – und liegt damit noch über dem Bundesdurchschnitt von 8,5 Prozent. 24.742 Fälle hat die Polizei in Niedersachsen registriert (statista.com), das sind rund 67 Fälle pro Tag. Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November macht weltweit auf diese massive Gefährdung von Frauen und Mädchen aufmerksam. Die niedersächsischen GRÜNEN fordern aus diesem Anlass dringend besseren Schutz, mehr präventive Aufklärungsarbeit und Zufluchtsorte sowie konkrete Hilfe für Betroffene. Es brauche mehr Beratungsstellen und Frauenhausplätze in Niedersachsen. Jedes Jahr suchen in den insgesamt 45 Frauenhäusern rund 2.200 Frauen und 2.000 Kinder Schutz. Immer wieder müssen Frauen aber auch abgewiesen werden, weil die Häuser überfüllt sind. Gleichzeitig werden die finanziellen Folgekosten von Männergewalt in Deutschland auf etwa 14,5 Milliarden Euro jährlich geschätzt, wie das niedersächsische Sozialministerium auf seiner Internetseite schreibt. „Was sich nicht in Zahlen ausdrücken lässt, ist das Leid der Betroffenen. Jede von Gewalt betroffene Frau ist eine zu viel“, sagt die Grüne Landesvorsitzende Greta Garlichs. „Ich bin dankbar für die großartige Arbeit der vielen Mitarbeitenden in den Frauenhäusern, aber auch der vielen Initiativen, Vereine oder Institutionen wie der Landesfrauenrat, die sich seit Jahren unermüdlich für das Thema einsetzen. Wir haben bereits einiges erreicht, um Frauen besser vor Gewalt zu schützen, doch es bleibt weiterhin viel zu tun. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich auch der Polizei Niedersachsen danken. Die Ernsthaftigkeit, mit der sie sich diesem Thema widmet, ist absolut notwendig und beispielhaft. Ich selbst habe dies bei einer Nachtschicht im Polizeikommissariat Limmer, die ich begleiten durfte, erlebt.“ Wichtig sei auch zu sehen, dass Gewalt gegen Frauen nie nur körperliche Gewalt sei. „Gewalt gegen Frauen, egal ob physisch oder psychisch, darf nicht herausgelöst aus den patriarchalen Strukturen betrachtet werden, in denen sie stattfindet“, so Garlichs. „Gewalt gegen Frauen ist immer auch Ausdruck von Macht und Kontrolle über Frauen. Darum muss klar benannt werden, dass getötete Frauen nicht einfach Opfer von Beziehungstaten oder Eifersuchtsdramen sind, sondern Femizide – als Ergebnis toxischer Männlichkeit. Hier braucht es dringend verpflichtende Fortbildung für alle staatlichen Stellen, die mit geschlechtsspezifischer Gewalt in Berührung kommen.” Lena Gumnior, die frauen- und genderpolitische Sprecherin im Grünen Landesvorstand betont, dass wirksamer Gewaltschutz nur intersektional – unter Berücksichtigung verschiedener, gleichzeitig auftretender Formen von Diskriminierung – gelingen kann: „Die besonderen Bedürfnisse von Frauen mit Behinderung, Migrantinnen, queeren Menschen, Drogen gebrauchenden Frauen, Frauen in Armut und wohnungs- und obdachlosen Frauen müssen wir konsequent mitdenken. Auch im vergangenen Jahr sind die Fälle von Gewalt an Frauen gestiegen und wir wissen, dass gerade Frauen mit Behinderung überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt werden. Leider sind jedoch die wenigsten Beratungsstätten und Frauenhäuser barrierefrei ausgebaut. Hilfe und Schutz sollte aber für alle leicht und diskriminierungsfrei zugänglich sein. Das muss handlungsleitend sein bei der Schaffung neuer Frauenhausplätze und bei der Qualitätssicherung. Dazu verpflichtet uns auch die Istanbul-Konvention, auf dessen Umsetzung sich SPD und Grüne im niedersächsischen Koalitionsvertrag geeinigt haben.“